Gipsy und Pino

Ich heiße Gipsy und bin eine Katzendame. Mein Frauchen holt mich aus dem Tierheim ab. Ein großes Glück für mich, dass wir uns auf Anhieb sympathisch sind. Jetzt bekomme ich endlich ein neues Zuhause. Dort angekommen wetze ich vorsichtshalber erst einmal unter das Bett und springe in die Schublade.

Nach einiger Zeit habe ich mich beruhigt und komme vorsichtig hervor, um mir mal die Umgebung anzusehen.

Schön gemütlich ist es hier! Ich suche mir gleich einen Sessel aus. So, das ist jetzt ab sofort meiner. Der große Teddy stört etwas, aber der kann ja auf mich aufpassen.

Nachdem ich die ganze Wohnung „in Besitz“ genommen habe, lasse ich mich auf dem Kratzbaum nieder. Also, das gefällt mir richtig gut. Ich passe da genau drauf.

Ich mag es, wenn wir Besuch bekommen.

Manuela ist da, schön! Sie kann ganz wunderbar kraulen. Oh…., das mag ich haben!

Nachts schlafe ich bei Frauchen im Bett am Fußende. Hin und wieder habe ich mal einen Fuß von ihr im Gesicht. Wenn es mir zu doll wird, verziehe ich mich in die Bettschublade.

Inzwischen darf ich auch nach draußen. Ganz vorsichtig schaue ich mir erst mal von der kleinen Terrasse aus an, was sich alles bewegt.

Frauchen hat mir meinen Kratzbaum rausgestellt. Das finde ich ja nett. Von hier aus kann ich alles gut überblicken. Nach und nach wage ich mich weiter in den Garten.

So ein Pech! Ich habe nicht aufgepasst und bin ins Wasser gefallen draußen. Frauchen tröstet mich und rubbelt mich trocken. War das ein Schrecken! Das möchte ich nicht noch mal erleben.

Das muss ich erst einmal verkraften. Erschöpft halte ich mein Mittagsschläfchen. Plötzlich kommt Frauchen ganz aufgeregt zur Terrassentür herein.

Sie hat den Fotoapparat in der Hand und sagt: „Gipsy, ich glaube, du hast einen Freund!“

Stimmt, ich habe mich verliebt! Verliebt in einen wunderschönen schwarz-weißen Kater. Ich hatte seine Duftmarke schon gleich wahrgenommen, als ich das erste Mal draußen war. Aufregend!

Ich glaube es nicht! Jetzt will er tatsächlich hier in meine Wohnung! Will ich das? Mein Schwanz fühlt sich plötzlich ganz aufgeplustert an. Sicher sehe ich aus, wie ein Eichhörnchen? Ich kann gar nichts dagegen machen. Das jedoch macht Eindruck auf ihn.

Ach, er riecht ja so gut! Ja, ich will! Ich kann nicht länger widerstehen und lasse ihn zu mir in die Wohnung hinein. Ein Schubs und die Terrassentür geht auf.

Also, der ist ja frech! Setzt sich mit einer Selbstverständlichkeit auf meinen Kratzbaum.

Ich fauche ihn kurz aber kräftig an. Das macht Eindruck auf ihn. Nun springt er herunter und geht gemächlich wieder nach draußen. Er muss doch wissen, wer hier das Sagen hat.

Inzwischen weiß Frauchen auch seinen Namen: Pino heißt er, sagt eine Nachbarin. Dort wohnt er, nur einige Häuser weiter. Wir vertragen uns richtig gut. Ich zeige ihm mein Revier und lasse ihn gnädig herumschnüffeln.

Schon wieder hat er den geöffneten Türspalt genutzt, um meinen Kratzbaum zu besetzen. Er macht eine Katzenwäsche, als wäre er zu Hause. Ein schönes blankes Fell hat er ja.

Oft rekelt er sich genüsslich auf dem Teppich und beginnt sich zu putzen.

He, heute gehört der Kratzbaum mir! Pino, leg dich gefälligst unten hin.

Frauchen trägt den Kratzbaum von der Terrasse ins Wohnzimmer. Pino  schaut mich so hingebungsvoll an, dass ich gar nicht anders kann, als ihm meinen Platz auszuleihen.

Ich muss heute erst mal ausschlafen. Oftmals sind die Streifzüge in der Nacht doch recht anstrengend.


Wenn die Terrassentür verschlossen ist, springt Pino auf die Fensterbank, damit Frauchen ihn sieht. Sie lässt ihn dann herein.

Ach, ich kann ihn so gut leiden!