Miaauuuuu, ich heiße Lucky. Ich bin ein wunderschöner Kater. Immer perfekt angezogen: schwarzer Frack, weißes Hemd und weiße Schuhe. Aus meinem dunklen Gesicht wachsen weiße Schnurrbarthaare. Das sieht interessant aus. Meine großen, grünen Augen verzaubern alle. Die Katzen hier sind alle sehr angetan von mir. Ich habe aber auch ständig viel damit zu tun, meine Konkurrenten nachts zu verscheuchen. Wir halten immer Katzentreffen ab. Leider fange ich mir dabei öfter Kratzwunden ein. Aber, damit kann ich leben. Letzte Nacht kam meine Dosenöffnerin rausgerannt, sie war von meinem Geschreie aufgewacht.
„Lucky, psssst, du weckst doch die ganzen Nachbarn. Komm rein, ich gebe dir auch ein paar Leckerlies.“
Ach Frauchen, ich habe doch Nachtdienst und muss mein Revier verteidigen! Du weißt das ganz genau. Das ist wirklich nicht nett, dass du mich lockst. Inzwischen kommt der Karlo und markiert in meinem Revier. Miau, das geht nun wirklich nicht.
Sie schließt auch schon wieder die Terrassentür, um ins Bett zu steigen. Na ja, ich verhaue Karlo dann eben leise.
Oh, jetzt kommt meine Angebetete. Sie ist so schön! Dieses Fell! Drei Farben hat es, weiß, schwarz und hellbraun. Mein Frauchen sagte einmal, dass es eine Glückskatze ist. Susi besucht mich immer nachts. Wie ärgerlich, dass Karlo das mitbekommen hat. Nun stört er jede Nacht unser Treffen. Ich nehme noch einmal Anlauf und scheuche ihn über den Rasen. Gut, dass ich das Knurren genau so beherrsche wie unser Nachbarhund. Das hab ich mir bei ihm abgeguckt, wirkt sehr bedrohlich.
„Ach Susi, komm doch ein wenig näher zu mir, ich möchte in deine wunderschönen, bernsteinfarbenen Augen sehen. Und wie du riechst, ach, noch viel besser, als mein Lieblingsfutter.“
„Lucky, gestern konnte ich leider nicht zu dir kommen.“
„Das habe ich gemerkt, stundenlang habe ich auf dich gewartet, unter Büschen, weil es so sehr regnete.“
„Ich habe dir doch schon mal erzählt, dass mein Herrchen mich nicht rauslässt, wenn es regnet. Er will nicht, dass ich durchnässt wieder in die Wohnung komme.“
„Ja Susi, ich weiß es ja, hoffe aber trotzdem immer wieder, dass du ihm doch entwischen kannst. Ich habe es da ja besser. Wenn ich klitschnass in die Wohnung komme, haue ich meine Krallen in den Kratzbaum. Von dem Geräusch wacht mein Frauchen meistens auf. Wenn nicht, springe ich hinauf, stupse mit der Pfote an den Vorhang vor Frauchens Bett und miaue ganz wehleidig. Das wirkt fast immer. Wenn das auch nicht wirkt, schüttele ich mich wie ein Hund. Müde und leise fluchend steht sie dann auf, um aus der Küche Papier von einer Rolle zu holen. Damit werde ich dann ganz liebevoll trockengerubbelt. Ja! Dann gehe ich wieder raus, um im Regen auf dich zu warten.“
„Lucky, wollen wir uns morgen mal wo anders treffen, damit Karlo uns nicht so nervt? Komm du doch mal zu mir.“
„Ich habe aber Angst, über die Brücke zu gehen. Als ich noch ganz klein war, bin ich in das Wasser gefallen und wäre fast ertrunken. Die Flussränder waren so steil, dass ich ganz weit schwimmen musste, um wieder an Land zu kommen. Ein Glück, dass ich trotzdem wieder nach Hause gefunden habe. Seitdem mag ich nicht mehr zur Brücke gehen. Hoffentlich denkst du jetzt nicht, dass ich ein Angsthase bin?“
„Ach nein, du doch nicht! Außerdem warst du da noch ein Katzenkind und nicht so ein starker, kräftiger Kater wie jetzt. Ich verstehe das, mach dir keine Sorgen. Also, treffen wir uns weiter hier, in deinem Revier. Karlo wird schon irgendwann aufgeben. Ich muss jetzt aber leider nach Hause, mein Herrchen wartet sicher schon auf mich mit dem Futter. Bis morgen, Lucky.“
„Ach, wie schade, dass du schon gehen musst. Bis morgen, Susi.“
Na ja, da bringe ich Frauchen doch mal wieder ein Geschenk mit. Sie ist immer so liebevoll zu mir, krault mich ganz zärtlich, stellt mir immer frisches Wasser hin und kauft mein Lieblingsfutter. Bequem, ganz flach, lege ich mich in das Blumenbeet. So ist mein Weiß am Hals nicht zu sehen, mein anderes Fell ist ja schwarz wie die Nacht. Die Maus wird Augen machen, wenn sie aus ihrer Wohnung heraus kommt. Ich kann hier stundenlang ausharren, es macht mir gar nichts aus. Da! Erwischt! Ach, Frauchen wird sich freuen. Ganz vorsichtig trage ich mein kleines Geschenk in die Wohnung, damit es nicht kaputt geht. Dann fange ich an, sie zu jagen. Das wirkt, Frauchen wacht auf:
„Oh Lucky, nicht schon wieder! Kannst du deine Geschenke nicht am Tage bringen?“
Jetzt auch noch beschweren! Ich liege stundenlang platt auf meinem Bauch – nun das. Frauchen holt eine Schüssel. Oh, das bringt immer so viel Spaß, meine Beute versteckt sich unter den Schränken, wenn sie dann entwischen will, spiele ich sie Frauchen zu, Schüssel drüber, Deckel drunter, umdrehen, Gefangene eingesperrt. Frauchen wartet eine Zeit lang ab, bis sich die Maus von dem Schrecken erholt hat, dann sperrt sie mich kurz ein, um die Maus wieder ins Freie zu setzen. Ich bin empört, wie jedes Mal. Die nächste Maus kann sie sich jetzt aber wirklich selber fangen!