Findelkind LUCKY


Mama, wo bist du? Mir ist so kalt und ich habe solchen Hunger! Ich fresse schon Sand, weil du so lange wegbleibst. Jetzt wird es schon wieder hell, du bist immer noch nicht zurück, und die großen Autos machen wieder so viel Krach. Ich fürchte mich ohne dich! Miiiiauuuuu! Warum musste ich auch auf diesem Parkplatz an der Autobahn geboren werden?

Endlich hat mich jemand gehört. Ein Mann nimmt mich auf seinen Arm, spricht tröstende Worte zu mir:
„Was bist du denn für ein kleiner Wicht? Hier so ganz allein im Gebüsch, das ist ja schlimm. Jetzt weiß ich auch, wohin die Katze gehört, die auf der Straße liegt.“
Was meint er damit, welche Katze? Mir ist alles egal, ich will nur endlich meine Milch von meiner Mama. Der Mann wickelt mich in seine Jacke ein, legt mich in einen Karton und fährt los. Bei ihm zu Hause jauchzt seine Frau vor Begeisterung:
„Oh, was für ein entzückendes Kätzchen! Ist das süß!“
Ja, und nun kommen zwei große Katzen und wollen mich fressen, oder zumindest kratzen. Ich habe Angst! Deshalb bekomme ich jetzt auf dem Tisch einen Teller mit zerkleinertem Futter. Gierig stürze ich mich darauf, verschlucke mich dabei. Endlich etwas gegen meinen Hunger. Es schmeckt aber ganz anders, als Mamas Milch. Hier muss ich auch kauen und nicht nur saugen. Egal, alles ist besser als die Erde vom Parkplatz.

Die Nacht über bleibe ich im Transportkorb eingesperrt, weil die beiden Katzen hier so eifersüchtig sind. Am nächsten Tag werde ich zur Tierärztin gefahren.
„Fünf Wochen alt ist dieser kleine Kater erst,“ meint sie.
„Wir können ihn nicht behalten“, sagt die Frau von meinem Retter traurig.
Die Tierärztin überlegt: „Ach, ich kenne jemandem, da starb vor einigen Wochen die Katze. Die Frau ist so traurig. Ich rufe da gleich mal an“.

Ja, so kam es, dass ich bei meinem Frauchen einzog. Sie gab mir den Namen Lucky, weil ich sie glücklich machte. Ich hatte Durchfall und sie rannte ständig hinter mir her, wenn ich mich hinsetzte, um meinen Bauch leer zu machen. Ich sollte in so einen komischen Kasten gehen, in dem etwas Krümeliges, Hartes war. Das tat richtig weh an meinen kleinen Pfötchen. Sie griff zu, setzte mich immer wieder dort hinein. Es klappte ziemlich schnell, bis ich begriff, dass ich nicht auf den Teppich, sondern dort hinein machen sollte.

Ich fühlte mich wohl in meinem neuen Zuhause, nur fehlte mir doch das ganze Grün, in dem ich die ersten Wochen verbrachte. Eigentlich bin ich ja eine Wildkatze, oder zumindest wild geboren. Auf die Terrasse durfte ich, aber nicht in den Garten. Wenn Frauchen dort arbeitete, nervte ich immer mit meinen wehleidigen Babykatzenrufen. Ständig sprach sie mit mir, das klang fast so gut, wie das Schnurren meiner Mama. Ich konnte Frauchen auch immer durch die Efeuhecke genau beobachten, das war sehr beruhigend und ihre Stimme besonders.
„Lucky, wenn du etwas größer bist, mein Kleiner, dann darfst du auch in den Garten. Etwas musst du dich aber noch gedulden.“

Wenn sie fort ging, um etwas zu erledigen, hatte ich Angst, dass sie nun auch nicht wiederkommt, wie meine Mama. Ich fing schon immer an zu weinen, wenn ich merkte, dass sie gehen wollte. Ihre aufmunternden Worte taten mir gut. Ich versuchte dann, so lange zu schlafen, bis sie wieder da war. Doch inzwischen vertraue ich ihr, dass sie immer zurück kommt.

Kater LUCKY


Miauuuuu, ich heiße Lucky. Ich bin ein wunderschöner Kater. Immer perfekt angezogen: schwarzer Frack, weißes Hemd und weiße Schuhe. Aus meinem schwarzen Gesicht wachsen weiße Schnurrbarthaare. Das sieht interessant aus. Meine großen, grünen Augen verzaubern alle. Die Katzen hier sind alle sehr angetan von mir. Ich habe aber auch ständig viel damit zu tun, meine Konkurrenten nachts zu verscheuchen. Wir halten immer Katzentreffen ab. Leider fange ich mir dabei öfter Kratzwunden ein. Aber, damit kann ich leben. Letzte Nacht kam meine Dosenöffnerin rausgerannt, sie war von meinem Geschreie aufgewacht.
„Lucky, psssst, du weckst doch die ganzen Nachbarn. Komm rein, ich gebe dir auch ein paar Leckerlies.“
Ach Frauchen, ich habe doch Nachdienst, muss mein Revier verteidigen, du weißt das ganz genau. Das ist wirklich nicht nett, dass du mich lockst. Inzwischen kommt der Karlo und markiert in meinem Revier. Miau, das geht nun wirklich nicht. Sie schließt auch schon wieder die Terrassentür, um ins Bett zu steigen. Na ja, ich verhaue Karlo dann eben leise.

Oh, jetzt kommt meine Angebetete. Sie ist so schön! Dieses Fell! Drei Farben hat es, weiß, schwarz und hellbraun. Mein Frauchen sagte mal, dass es eine Glückskatze ist. Susi besucht mich immer nachts. Wie ärgerlich, dass Karlo das mitbekommen hat. Nun stört er immer unser Treffen. Ich nehme noch einmal Anlauf und scheuche ihn knurrend über den Rasen. Gut, dass ich das Knurren genau so beherrsche wie unser Nachbarhund. Das hab ich mir bei ihm abgeguckt, wirkt sehr bedrohlich.
„Ach Susi, komm doch ein wenig näher zu mir, ich möchte in deine wunderschönen, bernsteinfarbenen Augen sehen. Und wie du riechst, ach, noch viel besser, als mein Lieblingsfutter.“
„Lucky, gestern konnte ich leider nicht zu dir kommen.“
„Das habe ich gemerkt, stundenlang habe ich auf dich gewartet, unter Büschen, weil es so sehr regnete.“
„Ich habe dir doch schon mal erzählt, dass mein Herrchen mich nicht rauslässt, wenn es regnet. Er will nicht, dass ich nass wieder in die Wohnung komme.“
„Ja Susi, ich weiß es ja, hoffe aber trotzdem immer wieder, dass du ihm doch entwischen kannst. Ich habe es da ja besser. Wenn ich klitschnass in die Wohnung komme, haue ich meine Krallen in den Kratzbaum. Von dem Geräusch wacht mein Frauchen meistens auf. Wenn nicht, springe ich hinauf, stupse mit der Pfote an den Vorhang vor Frauchens Bett und miaue ganz wehleidig. Das wirkt immer! Müde und leise fluchend steht sie dann auf, um aus der Küche Papier von einer Rolle zu holen. Damit werde ich dann ganz liebevoll trockengerubbelt. Ja! Dann gehe ich wieder raus, um im Regen auf dich zu warten.“
„Lucky, wollen wir uns morgen mal wo anders treffen, damit Karlo uns nicht so nervt? Komm du doch mal zu mir.“
„Susi, ich habe aber Angst, über die Brücke zu gehen. Als ich noch ganz klein war, bin ich in das Wasser gefallen und wäre fast ertrunken. Die Flussränder waren so steil, dass ich ganz weit schwimmen musste, um wieder an Land zu kommen. Ein Glück, dass ich trotzdem wieder nach Hause gefunden habe. Seitdem mag ich nicht mehr zur Brücke gehen. Hoffentlich denkst du jetzt nicht, dass ich ein Angsthase bin?“
„Ach nein, du doch nicht! Außerdem warst du da noch ein Katzenkind und nicht so ein starker, kräftiger Kater wie jetzt. Ich verstehe das, mach dir keine Sorgen. Also, treffen wir uns weiter hier, in deinem Revier. Karlo wird schon irgendwann aufgeben. Ich muss jetzt aber leider nach Hause, mein Herrchen wartet sicher schon auf mich mit dem Futter. Bis morgen.“
„Ach, wie schade, dass du schon gehen musst. Bis morgen, Susi.“

Na ja, da bringe ich Frauchen doch mal wieder ein Geschenk mit. Sie ist immer so liebevoll zu mir, krault mich ganz zärtlich, stellt mir immer frisches Wasser hin und kauft mein Lieblingsfutter. Bequem, ganz flach, lege ich mich in das Blumenbeet. So ist mein Weiß am Hals nicht zu sehen, mein anderes Fell ist ja schwarz wie die Nacht. Die Maus wird Augen machen, wenn sie aus ihrer Wohnung heraus kommt. Ich kann hier stundenlang ausharren, es macht mir gar nichts aus. Da! Erwischt! Ach, Frauchen wird sich freuen. Ganz vorsichtig trage ich mein kleines Geschenk in die Wohnung, damit es nicht kaputt geht. Dann fange ich an, sie zu jagen. Das wirkt, Frauchen wacht auf:
„Oh Lucky, nicht schon wieder! Kannst du deine Geschenke nicht am Tage bringen?“
Jetzt auch noch beschweren, ich liege stundenlang platt auf meinem Bauch – nun das. Frauchen holt eine Schüssel. Oh, das bringt immer so viel Spaß, meine Beute versteckt sich unter den Schränken, wenn sie dann entwischen will, spiele ich sie Frauchen zu, Schüssel drüber, Deckel drunter, umdrehen, Gefangene eingesperrt. Frauchen wartet eine Zeit lang ab, bis sich die Maus von dem Schrecken erholt hat, dann sperrt sie mich kurz ein, um die Maus wieder ins Freie zu setzen. Ich bin empört, wie jedes Mal. Die nächste Maus kann sie sich jetzt aber wirklich selbst fangen!

Bernstein

Fossiles Harz – versteinert

vor Jahrmillionen.

*

Nimm den Stein in die Hand

er wird sich erwärmen.

*

Nun wünsch dir etwas

– es geht in Erfüllung.