Kater Bobby


Miauuu, ich bin ein Katerjunge und werde „Bobby“ genannt. Es kommt ganz darauf an, wie ich gerufen werde. Dann überlege ich: komme ich oder komme ich nicht. Ich bin nämlich bei meinem Frauchen der Herr im Hause. Sie hat inzwischen sicher auch schon gemerkt, dass ich hier das Sagen habe.

Ich habe es sehr gemütlich hier. Das ist ein Katzenleben! Nicht immer ging es mir so gut, denn ich wurde zweimal weggeben, bevor mich jetzt mein Frauchen zu sich nahm.

Sieben Monate war ich alt, als ich in meine neue Wohnung einzog.

Mit ihrer Freundin Erika holt sie mich ab, und wir fahren mit dem Auto zusammen nach Hause. Dort angekommen, darf ich mir gleich ein paar Leckerlies aus einem Glas angeln, das Erika mir hinhält.

Mein Frauchen sagt, dass es bei ihr Liebe auf den ersten Blick war. Bei mir auch! Das lasse ich sie auch immer spüren.  Am meisten hat sie sich in den weißen Fleck auf meiner Nase verliebt und natürlich in meine bernsteinfarbenen Augen. Trotzdem muss sie mir nicht immer wieder mit dem Finger auf den Fleck herumtatschen. Der Fleck ist doch echt!

Frauchen spricht mit jemandem. Ich kann aber niemanden sehen. Sie hält irgend was an ihr Ohr. Inzwischen versuche ich in Erikas Schuhe hineinzukriechen. Die sind jedoch einfach zu klein für mich.

Den Schrank habe ich jetzt auch in Besitz genommen. Nun ab in die Küche.

Hier passe ich wenigstens hinein. Ob der Behäter für mich ist?

Abends bin ich fix und fertig, will nur noch schlafen.

Ich genieße mein Katzenleben in vollen Zügen. Morgens um vier Uhr krieche ich aus meiner Kuschelschublade unter Frauchens Bett hervor, springe hinauf zu ihr. Hm, sie schläft noch, wie langweilig. Es ist doch schon so lange her, dass wir schlafen gingen. Na, mal sehen! Ein Sprung auf das Bett, an den Augengeschnupptert. Sind beide zu. An die Nase gestubst, keine Regung. Laut gemaunzt, aha, jetzt streichelt ihre Hand nach so langem Darben liebevoll meinen Rücken. Schnurrr…., ist das eine Wonne.

Endlich habe ich sie wachbekommen. Nun geht es aber rund. Ein Sprung auf die Beine, kurz die Decke angehoben und ein herzhafter Biss in den großen Zeh. Klappt doch immer wieder prima. Mit einem Satz und so einem komischen Schrei ist sie aus dem Bett heraus.

Ich springe schon mal in das Waschbecken. Als Frauchen kommt, schrubbt sie sich mit einem komischen Ding im Mund herum. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Nun guck ich erst einmal nach, wo das Wasser geblieben ist.

Ach, das ist ja toll! Frauchen stellt das Wasser extra für mich wieder an. Lustig! Ich greife mit der Pfote hinein und versuche den Wasser strahl zu fangen. Es will mir einfach nicht gelingen.

Von der Katzenwäsche bin ich jetzt richtig müde geworden. Ein kleines Schläfchen so zwischendurch ist ja auch nicht verkehrt. Frauchen sagt: „Bobby, das ist ja klasse. Erst machst du mich wach und nun schläfst du hier.“ Ach, doch nur einen kleinen Moment, Frauchen.

Es ist mir sowieso zu hart , deshalb will ich mal ausprobieren, ob es hier etwas weicher ist. Richtig gemütlich ist es wahrhaft nicht. Die Wäsche ist kalt und nass.

Inzwischen habe ich mich mit dem Telefon angefreundet. Ich muss doch wissen, wieso Frauchen immer spricht, obwohl niemand in der Wohnung ist.

Jetzt hat da eben eine Stimme gesprochen. Was soll das denn nun bedeuten? Ich versuche, das Telefon einzugraben.

Ja!!! Jetzt habe ich es geschafft, den Hörer abzunehmen. Es war ganz einfach. Ich habe mich auf den Rücken gelegt und mit der Pfote druntergegriffen. „Hallo? Ist dort der Pizzaservice? Ich hätte gern eine Pizza mit vielen frischen, kleinen Mäusen belegt. Ich kann mir nämlich keine selbst fangen auf dem Balkon.“

Keine Antwort, nur tut, tut, tut. Das wird wohl nichts mit der Pizza.

Frauchen will jetzt frühstücken. Das ist prima! Ein Satz auf ihren Schoß und schnell noch ein kleines Nickerchen machen.

Nun spiele ich erst mal mit der Puppe Hilde. Schöne geflochtene, blonde Zöpfe hat sie, mit roten Schleifchen. Das muss ich erst einmal genau untersuchen.

Ach du Schreck, nun habe ich den Zopf versehentlich auseinandergetütelt. Eigentlich sieht es so doch viel besser aus, oder?

Ich versteck mich vorsichtshalber schon mal, damit Frauchen mich nicht ausmeckern kann. Hier sucht sie mich bestimmt nicht.

Heute will sie zum Einkaufen. Nimm mich doch mit Frauchen! Ich passe doch so gut in den Korb hinein. Sie tröstet mich und sagt, dass ich zu Hause bleiben muss, sie mir jedoch Leckerlies mitbringt.

Erst tobe ich noch etwas in der Papprolle herum, drehe mich hin und her. Das macht Spaß.

Danach hab ich mir wieder Nickerchen verdient, völlig entspannt. Das tut gut.

Als Frauchen zurück ist, lässt sie mich raus auf den Balkon. Heute möchte ich mal das Dach untersuchen. Plötzlich knallt irgendwo ein Fenster. Ich gerate in Panik, wetze das Dach hoch bis zum Schornstein. Angst! Frauchen, ich habe Angst! Sie kommt heraus gerannt, hat wohl meine Krallen auf den Dachpfannen gehört. Sie ruft mit einer ganz erschrockenen Stimme – immer und immer wieder. Aber, sie ist so weit weg! Wie soll ich hier jemals wieder runterkommen?

Nachts ist es bitterkalt und der Wind pfeift. Irgend etwas klappert ständig, es ist ein beängstigendes Geräusch.  Alle paar Minuten kommt Frauchen herausgerannt und versucht mich mit dem Geklacker von Leckerlies zu locken. Nun leuchtet sie sogar mit einer Taschenlampe zu mir herauf.

Wäre ich doch jetzt im warmen Zimmer in mein Kuschelfell eingerollt.

Nur nicht einschlafen, dann falle ich herunter! Voller Furcht und durchgefroren kauere ich mitten auf dem Dachfirst und warte, dass ein Wunder geschieht. Jetzt sind Geräusche unter mir auf dem Dachboden zu hören. Die Dachluke wird geöffnet, und ich höre Frauchens besorgte Stimme. Nützt doch nichts! Ich bewege mich hier nicht von der Stelle,sonst falle oder rutsche ich! Weil der Schornstein im Weg ist, kann ich Frauchen nicht sehen. Ich maunze mal ganz laut, damit sie weiß, wo ich sitze. Wenn ich hier lebend runter komme, gehe ich nie wieder auf den Balkon, das ist sicher!

Jetzt ruft sie wieder vom Balkon aus, leuchtet mit der Lampe und sieht, dass ich noch oben bin. Maunz, maunz, mir ist so kalt, ich muss jetzt trotzdem schlafen. Ich träume…..

Die Sonne scheint, es ist herrlich warm und ich rekel mich genüsslich auf der Badematte.

Huch! Beinahe wäre ich abgestürzt! Ich muss irgendwo Halt finden. Also, allen Mut zusammennehmen und zum Schornstein robben. Auf dem Bauch krieche ich voran. Endlich kann ich mich anlehnen und fühle mich etwas sicherer. Obwohl ich einen Bärenhunger habe und dringend auf mein Klo müsste, schlafe ich ein.

Ich träume von einem warmen Plätzchen und vom Mäusefangen.

Miauuuuuu! Fast wäre ich herunter gefallen, weil ich mich im Schlaf drehen wollte. Plötzlich höre ich wieder Frauchens Stimme. Sie dachte gewiss, dass ich erfroren bin, weil ich hier so reglos kauere. Oh, die Luke geht auf. Ich gucke um den Schornstein herum, sehe Frauchens Hand, die sich mir entgegenstreckt. Ich miaue wie verrückt. Jetzt sehe ich meinen Katzenkorb. Frauchen hängt selbst halb auf dem Dach. Ja! Das schaffe ich! Ich krieche langsam auf den Korb zu, und mit einem erleichterten Miauuu bin ich drinnen. Gerettet!! Die Leiter hinunter und ab in die warme Wohnung.

Was für eine Erleichterung! Das wurde aber auch höchste Zeit. Auf dem Dach mein Geschäft zu verrichten, nein, das wäre überhaupt nicht in Frage gekommen. Da bin ich ganz penibel.

Frauchen spricht ganz zärtlich mit mir. Sie erzählt mir, dass sie schon die Feuerwehr holen wollte. Das wäre doch mal was gewesen? Ich versuche ihr zu sagen, dass ich wirklich kein bischen erfroren bin. Aber, das sieht sie ja auch. Plötzlich bekomme ich ganz weiche Beine, lege mich erst einmal hin zum Schlafen. Frauchen! Danke für die Rettung!

Eine Woche später kommt schon der nächste Stress. Ein Tierarztbesuch ist angesagt. Ich soll kastriert werden. Keine Ahnung, was das ist. Vorsichtig hebt die Tierärztin mich aus meinem Korb heraus und setzt mich auf den Behandlungstisch. „Das ist aber ein Lieber“, sagt die Ärztin. Die weiß Bescheid! Sie schaut mir mit einer Lampe in die Ohren, greift mir ins Mäulchen und sieht sich meine Zähne an. „Scharf – eh?“ Hat sie nicht gehört, wie schade. Dann horcht sie mit so einem komischen Ding mein Herz ab. „Alles in Ordnung, dann wollen wir mal loslegen“.

Ich werde ganz doll festhalten, und dann piekst mir was in den Po. Miauooooh!  Was macht ihr hier mit mir? Frauchen tröstet mich. Oh, mir wird plötzlich ganz schwarz vor Augen.

Ganz tief und fest schlafe ich und bekomme gar nicht mit, dass ich inzwischen wieder zu Hause bin. Ich liege auf dem Fußboden, weil die Narkose erst ganz aus dem Körper sein muss, bevor ich wieder irgendwo herauf springe.

Nach einigen Tagen geht es mir wieder richtig gut. Ich will raus, Frauchen! Oh nein! Jetzt komme ich an die Leine, damit ich nicht wieder auf das Dach steige. Das ist aber gemein. Ich mag das gar nicht haben!

Zum Glück wird die Leine wenig später wieder weggelegt. Ach, mein liebes Frauchen. Du hast ein Herz für mich. So ist es viel besser. Ich bin doch kein Hund, den man an die Leine bindet.

Ich springe durch die Heide, hatte nachgeguckt, ob da nicht doch eine Maus drinnen ist. Leider nein.

Frauchen ist weggegangen. Hmm, die Blumen mag ich heute gar nicht riechen. Ich werde also nicht sortieren.

Auf dem Flur liegt noch mein Spielkarton. Vor kurzem habe ich dort noch hineingepasst. Ich glaube, der wird nach und nach kleiner.

Mein Kratzbaum ist ein ganz besonderer. Den hat Werner mir gebastelt. So einen hat kein anderer Kater.

Ich weiß, dass Frauchen es nicht haben mag, wenn ich auf den Tisch gehe. Nun ist sie ja nicht hier. Ich finde es total gemütlich.

Beim Aufstehen bin ich auf die Fernbedienung gekommen. Ein kleiner Hund ist im Fernseher, den versuche ich anzufassen.

Panik!!! Es ist jemand an der Tür. Weil Frauchen nicht da ist, verstecke ich mich ganz schnell.

Als sich die Schritte entfernen, springe ich wieder nach unten. In der Küche taut der Kühlschrank ab. Wie schön, dass Frauchen noch nicht wieder zurück ist. Nun kann ich doch mal gucken, warum das Wasser in die Schüssel tropft.

Heute soll es wieder mit dem Auto losgehen. Freiwillig steige ich in meinen Korb, Gitter vor, die Treppe an Frauchens Arm hintergeschwankt und vorn auf den Sitz. Frauchen stellt meinen Korb etwas schräge hin – in ihre Richtung – damit ich sie während der Fahrt auch sehen kann. Dann kommt noch ein Gurt um den Korb herum, damit ich nicht runterfalle, falls Frauchen zu doll in die Kurve geht oder plötzlich bremsen muss.

Die nächste Reise geht zu Erika. Die Katze dort heißt Jerry – auch Brikett genannt – weil sie schwarz und breit ist. Jerry ist eine Katzendame. Ihr Spielkollege heißt Tom, deshalb wurde sie so genannt. Jerry wird wenn ich komme, auf den Dachboden gesperrt, damit wir uns nicht erzürnen. Leidenschaftlich gern sitze ich dann auf der Treppe, die zum Dachboden führt und beäuge Jerry durch den Spalt der Luke. Mitunter faucht sie mich an.

Weil Jerry heute draußen ist, kann ich endlich mal auf dem Boden nachschauen, was da so los ist.

Anschließend bin ich bei Erika entwischt. Das ist ja aufregend hier, überall riecht es anders. Ich bleibe hinten im Garten, denn vorne rasen die Autos vorbei. Da habe ich Angst.

Frauchen ruft mich. Schade, wir wollen schon wieder nach Hause.

Erika streichelt mich noch einmal zum Abschied. Wir kommen auch bald wieder, schnurre ich ihr zu.

Zu Hause angekommen, schaue ich erst einmal zum Nachbarn rüber. Ob er zu Hause ist? Ich höre ihn nicht.

Das ist ja die Gelegenheit, mal bei ihm vorbei zu schauen. Keiner da. Schwupps und hinein in das leicht geöffnete Dachfenster. Ich untersuche alles. Rumms, irgendwas ist umgefallen. Pech für den Nachbarn. Frauchen ruft mal wieder nach mir. Dass die mich auch immer gleich vermisst! Wie komme ich denn hier wieder raus? Einzusteigen war viel leichter. Nach etlichen Versuchen gelingt es mir, in den schmalen offenen Spalt zu springen. Allerdings hab ich am Kopf jetzt eine kleine Beule.

Ach Frauchen, jetzt hast du mir aber eine Freude gemacht. Eine kleine Liegewiese für mich und knabbern kann ich auch daran. Du hast also gemerkt, wie sehr ich mich vor dem gekauften Katzengras ekle?

Nun steckt sie einen Sonnenschirm in meine Wiese.

Das ist ja eine tolle Sache, nun brauchen wir nicht mehr in die Sonne zu blinzeln.  Wenn Frauchen draußen schläft auf ihrer Gartenliege,  bin ich völlig zufrieden.

Dann döse ich hier oben auch ein wenig.

Plötzlich ein Windstoß! Der Schirm segelt durch die Lüfte. Während Frauchen nach unten rennt, um nachzugucken, ob er auf ein parkendes Auto gefallen ist oder sogar auf die Straße, nehme ich erst einmal auf den Schrecken hin eine Pfote voll Wasser.

Ich bin vorsichtshalber  in die Wohnung gegangen. Hier auf dem Schrank liege ich sicher. Frauchen hat mir extra Teppichboden draufgelegt, damit mein Bäuchlein nicht kalt wird.

Jetzt probiere ich es auf dem Bücherbord aus. Richtig Platz ist hier nicht.Aber ich kann so aus zwei Fenstern in verschiedene Richtungen gucken. Was da alles kreucht und fleucht!

Da nehme ich doch lieber auf dem Schrank eine Mütze voll Schlaf.

Letztendlich bin ich nun doch auf den Sessel gegangen, um dort meinen Mittagsschlaf zu genießen.

Heute habe ich Geburtstag! Miauuuuu….. Frauchen hat mir einen neuen Kratzbaum geschenkt. Ich begutachte ihn erst einmal von allen Seiten. Sogar zwei Eingänge sind da.

Ist das toll! Ich wälze mich nach Herzenslust.

Nun habe ich zu doll getobt. Ich habe nämlich noch eine neue Fellmaus bekommen. Die schmeißt Frauchen in meine Richtung und ich fange sie. Der Kratzbaum ist umgefallen, aber das macht doch nichts?

Der alte Kratzbaum steht auch noch hier. Welcher ist denn nun besser für mich? Frauchen sagt, dass der alte jetzt wegkommt. Wie schade.

Heute spielt Frauchen besonders viel mit mir, weil ich Geburtstag habe. Sie legt eine Decke auf den neuen Kratzbaum und schmeißt mir immer die Maus entgegen. Die hat so richtig viel Fell. Bei der alten hatte ich in meinem Jagdeifer schon fast alles ausgerupft.

Das bringt so viel Spaß! Geburtstag feiern ist schön!

Ach ja, ein neues Klo habe ich auch noch bekommen. Das ist ja wirklich super so mit einem Dach über dem Kopf. Das andere war inzwischen auch schon viel zu klein für mich.

Abends bin ich so fertig, dass ich nur noch schlafen möchte.

Morgens mach ich dann Katzenwäsche in der Küche. Ein wenig trinke ich dann gleich, bevor ich mich auf meinen Fressnapf stürze.

Dann warte ich auf Frauchen. Ob sie bald aufsteht? Oder dauert das noch lange?

Da kommt sie ja und stellt den Sonnenstirm wieder auf. Es ist sehr warm heute.Ich schaue schnell noch mal zum Nachbarn rüber.

Auf dem Boden habe ich ein Lager, auf dem ich mich rekeln kann.

Ich brate ein wenig in der Sonne.

Das halte ich aber nur einen Moment aus, dann kühle ich mich vor dem Ventilator ab. Das tut gut!

Abends ist mir so heiß, dass ich mich zum Abkühlen in die Badewanne lege. Frauchen wird mich doch wohl sehen, bevor sie Wasser einlässt?

Heute hat Frauchen Geburtstag. Weil sie zu Hause arbeitet, bekommst sie ihren Blumenstrauß hierher.  Ach, das riecht ja herrlich!

Eigentlich ist der Blumenstrauß ja auch für mich, denn wenn Frauchen am Computer für die Firma arbeitet, helfe ich ihr schließlich immer. Außerdem war mein Geburtstag auch gerade.

Immer mag Frauchen das aber auch nicht haben mit dem Helfen, also gehe ich ins Wohzimmer. Dort steht eine Schüssel. Mal sehen, ob ich da hinein passe. Ist das zum Lachen! Die ist viel zu klein.

Ich entspanne mich ein wenig auf dem Sofa. Die Puppe Hilde trägt ihr Haar immer noch ungepflochen, an der Seite zusammengebunden.

Nach dem Schläfchen pflege ich meine Krallen. Das ist ganz wichtig!

Frauchen hat eine Überraschung für mich, sagt sie. Ich komme in den Tranportkorb, wir fahren nur ein kleines Stückchen und dann kommt die Überraschung: ich darf raus in Werners Garten. Ist das schön! Gleich buddel ich im Sand, um dort mein Geschäft zu verrichten. Das ist viel schöner, als auf dem Katzenklo.

Aufregend! Spannend! Endlich kann ich mal auf dem Erdboden herumlaufen und nicht nur auf den Fliesen des Balkons.

Lieder hat der Spaß ein rasches Ende. Zu Hause angekommen darf ich aber jetzt allein die Trepppen hochlaufen.

Traurig warte ich vor der Wohnungstür. Drinnen redet Frauchen auf mich ein, versucht mich zu trösten. „Wir fahren doch bald wieder dort hin“.

Ich bin aber so wütend, dass ich sogar die Ohren anlege. Lieber nicht streicheln jetzt, es könnte Schrammen geben!

Tatsächlich! Frauchen hält ihr Versprechen. Leider rutsche ich ab und lande im Gartenteich. Ih git! Ganz viele Algen hängen mir im Fell. Das bringt aber überhaupt keinen Spaß. Frauchen reibt notdürftig mit einem Handtuch an mir herum.

Zu Hause wäscht sie mir das Fell sauber. Ich zittere vor Kälte, aber so eingewickelt lässt es sich gut aushalten.

Schnell bin ich getrocknet und aufgwärmt. Wir füllen Wasser in die Gießkanne und bringen sie auf den Balkon.

Bei der Gelegenheit wetze ich schnell meine Krallen im Baumstamm.

Dann spiele ich „Dachhase“. Frauchen hat  Angst, dass ich runterfalle. Ich bin doch ein Kletterkünstler!

Dann gucke ich noch mal in der Küche nach, ob in meinem Futternapf was drinnen ist. Leer! Auf der Anrichte nur Eier, die mag ich nicht.

Ein wenig ausruhen auf dem weichen, gewaschenen,  aber inzwischen getrocknetem Fell, das ist herrlich.

Was ist das denn? Ich stoße mir die Nase. Frauchen, was soll das bedeuten?

Ach, ich begreife! Hier kann ich auch im Regen liegen und stundenlang in der Gegend herumgucken. Das gefällt mir ausgesprochen gut.

Das ist ja ein Ding! Eines Tages kann ich gar nichts mehr sehen.

Jetzt ist auch noch so ein komisches Zeug auf den Balkon gefallen. Ihhh! Das ist kalt und nass an meinen Pfötchen. Aufhören! Es soll aufhören!

Frauchen hat gemerkt, wie unangenehm es für mich ist, und sie legt mir eine warme Kuscheldecke raus.

Es ist mir einfach zu nass und zu kalt draußen. Ich schleiche nach drinnen und mache mich ganz flach, damit Frauchen mit nicht entdeckt. Ich darf doch nicht auf den Tisch! Ob sie mich entdeckt?

Wir wollen umziehen. Das ist ja ein Stress! Es wird geräumt und gekramt und geschoben. Vorbei mit meinem friedlichen, stundenlangen Dösen.

Vielleicht kann ich ja ein wenig mit helfen? Was liegt da oben denn noch alles drinnen?

Soll ich hier schon mal alles mit dem Pfötchen rausschieben? Oder ist das vielleicht nicht richtig?

Die Mikrowelle steht auch noch hier. Ob ich da mal reinkrieche? Ich bin einfach zu dick, also lass ich es.

Abends bin ich so erschöpft vom Helfen, dass ich sofort einschlafe.

Am nächsten Morgen knabbere ich ein wenig Vitamine. Das muss sein.

Von hier aus beobachte ich, wie Frauchen immer wieder hin und her geht und Kartons voll packt.

Frauchen öffnet das Fenster, um zu lüften. Ich nutze die Gelegenheit und gucke mir noch einmal die genau die Gegend an.

Erika hat mich abholt, bevor der Umzug losgeht. Ich schaue bei ihr nach, ob die Wäsche auch alle aus der Waschmaschine genommen wurde.

Erika ruft mich und sucht. Ich mache mich ganz klein, damit sie mich nicht so schnell findet. Das bringt Spaß.

Endlich ist es so weit. Ich bin in unserem neuen Zuhause. Als erstes springe ich auf das Bord. Von hier aus kann ich nun gar nicht mehr aus dem Fenster sehen. Ein neues Telefon steht dort und an der Wand hängt ein Bild, das Frauchens Sohn gemalt hat. Ich schaue mir von dort erst einmal genau alles an.

Als Frauchen einen Moment lang nicht auf mich achtet, setze ich mich ganz dezent auf den Tisch. Von dort aus kann ich aus dem Fenster gucken.

Das ist ja ein schönes großes Fenster. Nachdem ich die neue Aussicht eingehend begutachtet habe, schlafe ich eine Runde.

Endlich ist es soweit. Ich darf raus! Ein wenig verängstigt bleibe ich erst einmal bei der Terrassentür sitzen.

Doch dann siegt meine Neugier und ich stolziere durch den schönen Garten.

Voller Freude wälze ich mich auf den Platten. Es ist einfach herrlich, so frei zu sein!

Als der Tag zu Ende geht, schlafe ich friedlich ein.

Hier im Garten habe ich ein Hobby gefunden. Stundelang sitze ich vor Mauselöchern und warte darauf, Beute zu machen.

MIAUUUUU! Es hatt geklappt. Vorsichtig trage ich meinen Fang in die Wohnung. Ich will Frauchen ein Geschenk machen. Ach, nun ist sie gar nicht da.

He! Wass fällt dir ein? Geh weg hier, das gehört dir nicht!

Ist es denn die Möglichkeit? Da setzt das kleine Viech sich tatsächlich in mein Futter. Frauchen sagt: „Das Mäuschen ist noch viel zu klein, drum setzt es sich ins Futter rein.“

Weil ich immer Nachtdienst habe, muss ich am Tag sehr viel schlafen.

Das ist wundervolles Katzenleben! Hier fühle ich mich so wohl. Jetzt habe ich alles, was sich ein Katzenherz wünscht…

 

 

Katzenbesuch

He!! Lasst mich doch rein!!!

MIAUUUU!!!! Ich habe Hunger!

Niemand macht das Fenster auf – unerhört!

Hat denn keiner Mitleid mit mir???

Bitte, bitte, lasst mich doch rein…

Nun versuche ich es hier noch mal.

HILFE!!! Da liegt ja ein dicker, schwarzer Kater auf dem Sofa!

Schnell weg hier. Da laufe ich doch lieber wieder nach Hause!

Findelkind LUCKY


Mama, wo bist du? Mir ist so kalt und ich habe solchen Hunger! Ich fresse schon Sand, weil du so lange wegbleibst. Jetzt wird es schon wieder hell, du bist immer noch nicht zurück, und die großen Autos machen wieder so viel Krach. Ich fürchte mich ohne dich! Miiiiauuuuu! Warum musste ich auch auf diesem Parkplatz an der Autobahn geboren werden?

Endlich hat mich jemand gehört. Ein Mann nimmt mich auf seinen Arm, spricht tröstende Worte zu mir:
„Was bist du denn für ein kleiner Wicht? Hier so ganz allein im Gebüsch, das ist ja schlimm. Jetzt weiß ich auch, wohin die Katze gehört, die auf der Straße liegt.“
Was meint er damit, welche Katze? Mir ist alles egal, ich will nur endlich meine Milch von meiner Mama. Der Mann wickelt mich in seine Jacke ein, legt mich in einen Karton und fährt los. Bei ihm zu Hause jauchzt seine Frau vor Begeisterung:
„Oh, was für ein entzückendes Kätzchen! Ist das süß!“
Ja, und nun kommen zwei große Katzen und wollen mich fressen, oder zumindest kratzen. Ich habe Angst! Deshalb bekomme ich jetzt auf dem Tisch einen Teller mit zerkleinertem Futter. Gierig stürze ich mich darauf, verschlucke mich dabei. Endlich etwas gegen meinen Hunger. Es schmeckt aber ganz anders, als Mamas Milch. Hier muss ich auch kauen und nicht nur saugen. Egal, alles ist besser als die Erde vom Parkplatz.

Die Nacht über bleibe ich im Transportkorb eingesperrt, weil die beiden Katzen hier so eifersüchtig sind. Am nächsten Tag werde ich zur Tierärztin gefahren.
„Fünf Wochen alt ist dieser kleine Kater erst,“ meint sie.
„Wir können ihn nicht behalten“, sagt die Frau von meinem Retter traurig.
Die Tierärztin überlegt: „Ach, ich kenne jemandem, da starb vor einigen Wochen die Katze. Die Frau ist so traurig. Ich rufe da gleich mal an“.

Ja, so kam es, dass ich bei meinem Frauchen einzog. Sie gab mir den Namen Lucky, weil ich sie glücklich machte. Ich hatte Durchfall und sie rannte ständig hinter mir her, wenn ich mich hinsetzte, um meinen Bauch leer zu machen. Ich sollte in so einen komischen Kasten gehen, in dem etwas Krümeliges, Hartes war. Das tat richtig weh an meinen kleinen Pfötchen. Sie griff zu, setzte mich immer wieder dort hinein. Es klappte ziemlich schnell, bis ich begriff, dass ich nicht auf den Teppich, sondern dort hinein machen sollte.

Ich fühlte mich wohl in meinem neuen Zuhause, nur fehlte mir doch das ganze Grün, in dem ich die ersten Wochen verbrachte. Eigentlich bin ich ja eine Wildkatze, oder zumindest wild geboren. Auf die Terrasse durfte ich, aber nicht in den Garten. Wenn Frauchen dort arbeitete, nervte ich immer mit meinen wehleidigen Babykatzenrufen. Ständig sprach sie mit mir, das klang fast so gut, wie das Schnurren meiner Mama. Ich konnte Frauchen auch immer durch die Efeuhecke genau beobachten, das war sehr beruhigend und ihre Stimme besonders.
„Lucky, wenn du etwas größer bist, mein Kleiner, dann darfst du auch in den Garten. Etwas musst du dich aber noch gedulden.“

Wenn sie fort ging, um etwas zu erledigen, hatte ich Angst, dass sie nun auch nicht wiederkommt, wie meine Mama. Ich fing schon immer an zu weinen, wenn ich merkte, dass sie gehen wollte. Ihre aufmunternden Worte taten mir gut. Ich versuchte dann, so lange zu schlafen, bis sie wieder da war. Doch inzwischen vertraue ich ihr, dass sie immer zurück kommt.

Kater LUCKY


Miauuuuu, ich heiße Lucky. Ich bin ein wunderschöner Kater. Immer perfekt angezogen: schwarzer Frack, weißes Hemd und weiße Schuhe. Aus meinem schwarzen Gesicht wachsen weiße Schnurrbarthaare. Das sieht interessant aus. Meine großen, grünen Augen verzaubern alle. Die Katzen hier sind alle sehr angetan von mir. Ich habe aber auch ständig viel damit zu tun, meine Konkurrenten nachts zu verscheuchen. Wir halten immer Katzentreffen ab. Leider fange ich mir dabei öfter Kratzwunden ein. Aber, damit kann ich leben. Letzte Nacht kam meine Dosenöffnerin rausgerannt, sie war von meinem Geschreie aufgewacht.
„Lucky, psssst, du weckst doch die ganzen Nachbarn. Komm rein, ich gebe dir auch ein paar Leckerlies.“
Ach Frauchen, ich habe doch Nachdienst, muss mein Revier verteidigen, du weißt das ganz genau. Das ist wirklich nicht nett, dass du mich lockst. Inzwischen kommt der Karlo und markiert in meinem Revier. Miau, das geht nun wirklich nicht. Sie schließt auch schon wieder die Terrassentür, um ins Bett zu steigen. Na ja, ich verhaue Karlo dann eben leise.

Oh, jetzt kommt meine Angebetete. Sie ist so schön! Dieses Fell! Drei Farben hat es, weiß, schwarz und hellbraun. Mein Frauchen sagte mal, dass es eine Glückskatze ist. Susi besucht mich immer nachts. Wie ärgerlich, dass Karlo das mitbekommen hat. Nun stört er immer unser Treffen. Ich nehme noch einmal Anlauf und scheuche ihn knurrend über den Rasen. Gut, dass ich das Knurren genau so beherrsche wie unser Nachbarhund. Das hab ich mir bei ihm abgeguckt, wirkt sehr bedrohlich.
„Ach Susi, komm doch ein wenig näher zu mir, ich möchte in deine wunderschönen, bernsteinfarbenen Augen sehen. Und wie du riechst, ach, noch viel besser, als mein Lieblingsfutter.“
„Lucky, gestern konnte ich leider nicht zu dir kommen.“
„Das habe ich gemerkt, stundenlang habe ich auf dich gewartet, unter Büschen, weil es so sehr regnete.“
„Ich habe dir doch schon mal erzählt, dass mein Herrchen mich nicht rauslässt, wenn es regnet. Er will nicht, dass ich nass wieder in die Wohnung komme.“
„Ja Susi, ich weiß es ja, hoffe aber trotzdem immer wieder, dass du ihm doch entwischen kannst. Ich habe es da ja besser. Wenn ich klitschnass in die Wohnung komme, haue ich meine Krallen in den Kratzbaum. Von dem Geräusch wacht mein Frauchen meistens auf. Wenn nicht, springe ich hinauf, stupse mit der Pfote an den Vorhang vor Frauchens Bett und miaue ganz wehleidig. Das wirkt immer! Müde und leise fluchend steht sie dann auf, um aus der Küche Papier von einer Rolle zu holen. Damit werde ich dann ganz liebevoll trockengerubbelt. Ja! Dann gehe ich wieder raus, um im Regen auf dich zu warten.“
„Lucky, wollen wir uns morgen mal wo anders treffen, damit Karlo uns nicht so nervt? Komm du doch mal zu mir.“
„Susi, ich habe aber Angst, über die Brücke zu gehen. Als ich noch ganz klein war, bin ich in das Wasser gefallen und wäre fast ertrunken. Die Flussränder waren so steil, dass ich ganz weit schwimmen musste, um wieder an Land zu kommen. Ein Glück, dass ich trotzdem wieder nach Hause gefunden habe. Seitdem mag ich nicht mehr zur Brücke gehen. Hoffentlich denkst du jetzt nicht, dass ich ein Angsthase bin?“
„Ach nein, du doch nicht! Außerdem warst du da noch ein Katzenkind und nicht so ein starker, kräftiger Kater wie jetzt. Ich verstehe das, mach dir keine Sorgen. Also, treffen wir uns weiter hier, in deinem Revier. Karlo wird schon irgendwann aufgeben. Ich muss jetzt aber leider nach Hause, mein Herrchen wartet sicher schon auf mich mit dem Futter. Bis morgen.“
„Ach, wie schade, dass du schon gehen musst. Bis morgen, Susi.“

Na ja, da bringe ich Frauchen doch mal wieder ein Geschenk mit. Sie ist immer so liebevoll zu mir, krault mich ganz zärtlich, stellt mir immer frisches Wasser hin und kauft mein Lieblingsfutter. Bequem, ganz flach, lege ich mich in das Blumenbeet. So ist mein Weiß am Hals nicht zu sehen, mein anderes Fell ist ja schwarz wie die Nacht. Die Maus wird Augen machen, wenn sie aus ihrer Wohnung heraus kommt. Ich kann hier stundenlang ausharren, es macht mir gar nichts aus. Da! Erwischt! Ach, Frauchen wird sich freuen. Ganz vorsichtig trage ich mein kleines Geschenk in die Wohnung, damit es nicht kaputt geht. Dann fange ich an, sie zu jagen. Das wirkt, Frauchen wacht auf:
„Oh Lucky, nicht schon wieder! Kannst du deine Geschenke nicht am Tage bringen?“
Jetzt auch noch beschweren, ich liege stundenlang platt auf meinem Bauch – nun das. Frauchen holt eine Schüssel. Oh, das bringt immer so viel Spaß, meine Beute versteckt sich unter den Schränken, wenn sie dann entwischen will, spiele ich sie Frauchen zu, Schüssel drüber, Deckel drunter, umdrehen, Gefangene eingesperrt. Frauchen wartet eine Zeit lang ab, bis sich die Maus von dem Schrecken erholt hat, dann sperrt sie mich kurz ein, um die Maus wieder ins Freie zu setzen. Ich bin empört, wie jedes Mal. Die nächste Maus kann sie sich jetzt aber wirklich selbst fangen!

Gipsy und Pino

Ich heiße Gipsy und bin eine Katzendame. Mein Frauchen holt mich aus dem Tierheim ab. Ein großes Glück für mich, dass wir uns auf Anhieb sympathisch sind. Jetzt bekomme ich endlich ein neues Zuhause. Dort angekommen wetze ich vorsichtshalber erst einmal unter das Bett und springe in die Schublade.

Nach einiger Zeit habe ich mich beruhigt und komme vorsichtig hervor, um mir mal die Umgebung anzusehen.

Schön gemütlich ist es hier! Ich suche mir gleich einen Sessel aus. So, das ist jetzt ab sofort meiner. Der große Teddy stört etwas, aber der kann ja auf mich aufpassen.

Nachdem ich die ganze Wohnung „in Besitz“ genommen habe, lasse ich mich auf dem Kratzbaum nieder. Also, das gefällt mir richtig gut. Ich passe da genau drauf.

Ich mag es, wenn wir Besuch bekommen.

Manuela ist da, schön! Sie kann ganz wunderbar kraulen. Oh…., das mag ich haben!

Nachts schlafe ich bei Frauchen im Bett am Fußende. Hin und wieder habe ich mal einen Fuß von ihr im Gesicht. Wenn es mir zu doll wird, verziehe ich mich in die Bettschublade.

Inzwischen darf ich auch nach draußen. Ganz vorsichtig schaue ich mir erst mal von der kleinen Terrasse aus an, was sich alles bewegt.

Frauchen hat mir meinen Kratzbaum rausgestellt. Das finde ich ja nett. Von hier aus kann ich alles gut überblicken. Nach und nach wage ich mich weiter in den Garten.

So ein Pech! Ich habe nicht aufgepasst und bin ins Wasser gefallen draußen. Frauchen tröstet mich und rubbelt mich trocken. War das ein Schrecken! Das möchte ich nicht noch mal erleben.

Das muss ich erst einmal verkraften. Erschöpft halte ich mein Mittagsschläfchen. Plötzlich kommt Frauchen ganz aufgeregt zur Terrassentür herein.

Sie hat den Fotoapparat in der Hand und sagt: „Gipsy, ich glaube, du hast einen Freund!“

Stimmt, ich habe mich verliebt! Verliebt in einen wunderschönen schwarz-weißen Kater. Ich hatte seine Duftmarke schon gleich wahrgenommen, als ich das erste Mal draußen war. Aufregend!

Ich glaube es nicht! Jetzt will er tatsächlich hier in meine Wohnung! Will ich das? Mein Schwanz fühlt sich plötzlich ganz aufgeplustert an. Sicher sehe ich aus, wie ein Eichhörnchen? Ich kann gar nichts dagegen machen. Das jedoch macht Eindruck auf ihn.

Ach, er riecht ja so gut! Ja, ich will! Ich kann nicht länger widerstehen und lasse ihn zu mir in die Wohnung hinein. Ein Schubs und die Terrassentür geht auf.

Also, der ist ja frech! Setzt sich mit einer Selbstverständlichkeit auf meinen Kratzbaum.

Ich fauche ihn kurz aber kräftig an. Das macht Eindruck auf ihn. Nun springt er herunter und geht gemächlich wieder nach draußen. Er muss doch wissen, wer hier das Sagen hat.

Inzwischen weiß Frauchen auch seinen Namen: Pino heißt er, sagt eine Nachbarin. Dort wohnt er, nur einige Häuser weiter. Wir vertragen uns richtig gut. Ich zeige ihm mein Revier und lasse ihn gnädig herumschnüffeln.

Schon wieder hat er den geöffneten Türspalt genutzt, um meinen Kratzbaum zu besetzen. Er macht eine Katzenwäsche, als wäre er zu Hause. Ein schönes blankes Fell hat er ja.

Oft rekelt er sich genüsslich auf dem Teppich und beginnt sich zu putzen.

He, heute gehört der Kratzbaum mir! Pino, leg dich gefälligst unten hin.

Frauchen trägt den Kratzbaum von der Terrasse ins Wohnzimmer. Pino  schaut mich so hingebungsvoll an, dass ich gar nicht anders kann, als ihm meinen Platz auszuleihen.

Ich muss heute erst mal ausschlafen. Oftmals sind die Streifzüge in der Nacht doch recht anstrengend.


Wenn die Terrassentür verschlossen ist, springt Pino auf die Fensterbank, damit Frauchen ihn sieht. Sie lässt ihn dann herein.

Ach, ich kann ihn so gut leiden!


Lucky verliebt…

Miaauuuuu, ich heiße Lucky. Ich  bin ein wunderschöner Kater. Immer perfekt angezogen: schwarzer Frack, weißes Hemd und weiße Schuhe. Aus meinem dunklen Gesicht wachsen weiße Schnurrbarthaare. Das sieht interessant aus. Meine großen, grünen Augen verzaubern alle. Die Katzen hier sind alle sehr angetan von mir. Ich habe aber auch ständig viel damit zu tun, meine Konkurrenten nachts zu verscheuchen. Wir halten immer Katzentreffen ab. Leider fange ich mir dabei öfter Kratzwunden ein. Aber, damit kann ich leben. Letzte Nacht kam meine Dosenöffnerin rausgerannt, sie war von meinem Geschreie aufgewacht.

„Lucky, psssst, du weckst doch die ganzen Nachbarn. Komm rein, ich gebe dir auch ein paar Leckerlies.“

Ach Frauchen, ich habe doch Nachtdienst und muss mein Revier verteidigen! Du weißt das ganz genau. Das ist wirklich nicht nett, dass du mich lockst. Inzwischen kommt der Karlo und markiert in meinem Revier. Miau, das geht nun wirklich nicht.

Sie schließt auch schon wieder die Terrassentür, um ins Bett zu steigen. Na ja, ich verhaue Karlo dann eben leise.

Oh, jetzt kommt meine Angebetete. Sie ist so schön!  Dieses Fell! Drei Farben hat es, weiß, schwarz und hellbraun. Mein Frauchen sagte einmal, dass es eine Glückskatze ist. Susi besucht mich immer nachts. Wie ärgerlich, dass Karlo das mitbekommen hat. Nun stört er jede Nacht unser Treffen. Ich nehme noch einmal Anlauf und scheuche ihn über den Rasen. Gut, dass ich das Knurren genau so beherrsche wie unser Nachbarhund. Das hab ich mir bei ihm abgeguckt, wirkt sehr bedrohlich.

„Ach Susi, komm doch ein wenig näher zu mir, ich möchte in deine wunderschönen, bernsteinfarbenen Augen sehen. Und wie du riechst, ach, noch viel besser, als mein Lieblingsfutter.“

„Lucky, gestern konnte ich leider nicht zu dir kommen.“

„Das habe ich gemerkt, stundenlang habe ich auf dich gewartet, unter Büschen, weil es so sehr regnete.“

„Ich habe dir doch schon mal erzählt, dass mein Herrchen mich nicht rauslässt, wenn es regnet. Er will nicht, dass ich durchnässt wieder in die Wohnung komme.“

„Ja Susi, ich weiß es ja, hoffe aber trotzdem immer wieder, dass du ihm doch entwischen kannst. Ich habe es da ja besser. Wenn ich klitschnass in die Wohnung komme, haue ich meine Krallen in den Kratzbaum. Von dem Geräusch wacht mein Frauchen meistens auf. Wenn nicht, springe ich hinauf, stupse mit der Pfote an den Vorhang vor Frauchens Bett und miaue ganz wehleidig. Das wirkt fast immer. Wenn das auch nicht wirkt, schüttele ich mich wie ein Hund. Müde und leise fluchend steht sie dann auf, um aus der Küche Papier von einer Rolle zu holen. Damit werde ich dann ganz liebevoll trockengerubbelt. Ja! Dann gehe ich wieder raus, um im Regen auf dich zu warten.“

„Lucky, wollen wir uns morgen mal wo anders treffen, damit Karlo uns nicht so nervt? Komm du doch mal zu mir.“

„Ich habe aber Angst, über die Brücke zu gehen. Als ich noch ganz klein war, bin ich in das Wasser gefallen und wäre fast ertrunken. Die Flussränder waren so steil, dass ich ganz weit schwimmen musste, um wieder an Land zu kommen. Ein Glück, dass ich trotzdem wieder nach Hause gefunden habe. Seitdem mag ich nicht mehr zur Brücke gehen. Hoffentlich denkst du jetzt nicht, dass ich ein Angsthase bin?“

„Ach nein, du doch nicht! Außerdem warst du da noch ein Katzenkind und nicht so ein starker, kräftiger Kater wie jetzt. Ich verstehe das, mach dir keine Sorgen. Also, treffen wir uns weiter hier, in deinem Revier. Karlo wird schon irgendwann aufgeben. Ich muss jetzt aber leider nach Hause, mein Herrchen wartet sicher schon auf mich mit dem Futter. Bis morgen, Lucky.“

„Ach, wie schade, dass du schon gehen musst. Bis morgen, Susi.“

Na ja, da bringe ich Frauchen doch mal wieder ein Geschenk mit. Sie ist immer so liebevoll zu mir, krault mich ganz zärtlich, stellt mir immer frisches Wasser hin und kauft mein Lieblingsfutter. Bequem, ganz flach, lege ich mich in das Blumenbeet. So ist mein Weiß am Hals nicht zu sehen, mein anderes Fell ist ja schwarz wie die Nacht. Die Maus wird Augen machen, wenn sie aus ihrer  Wohnung heraus kommt. Ich kann hier stundenlang ausharren, es macht mir gar nichts aus. Da! Erwischt! Ach, Frauchen wird sich freuen. Ganz vorsichtig trage ich mein kleines Geschenk in die Wohnung, damit es nicht kaputt geht. Dann fange ich an, sie zu jagen. Das wirkt, Frauchen wacht auf:

„Oh Lucky, nicht schon wieder! Kannst du deine Geschenke nicht am Tage bringen?“

Jetzt auch noch beschweren! Ich liege stundenlang platt auf meinem Bauch – nun das. Frauchen holt eine Schüssel. Oh, das bringt immer so viel Spaß, meine Beute versteckt sich unter den Schränken, wenn sie dann entwischen will, spiele ich sie Frauchen zu, Schüssel drüber, Deckel drunter, umdrehen, Gefangene eingesperrt. Frauchen wartet eine Zeit lang ab, bis sich die Maus von dem Schrecken erholt hat, dann sperrt sie mich kurz ein, um die Maus wieder ins Freie zu setzen. Ich bin empört, wie jedes Mal. Die nächste Maus kann sie sich jetzt aber wirklich selber fangen!

Weihnachtsgeschichte (erlebt von Kater Lucky)

Die letzten Wochen war ich sehr krank und hatte große Schmerzen. Frauchen hat wirklich alles für mich getan, um mich wieder gesund zu machen. Aber dieses Einfangen von ihr und das Reinstopfen in den Transportkorb, es war einfach entsetzlich! Dann musste ich noch immer mit dem Auto (Taxi) zur Tierärztin fahren, wo ich doch solche Angst vor Autos habe. Wenn man auf einem Parkplatz geboren wurde, ist das wohl einfach so. Ich zitterte und bebte am ganzen Körper. Jetzt, nach etlichen Spritzen, bin ich aber wieder gesund. Das macht mich so froh, deshalb wollte ich Frauchen gern Dankeschön sagen.

Vorgestern Nacht, zwei Tage vor dem Heiligen Abend, setzte ich mich vor ein Mauseloch, das Frauchen mit vom Schnee befreit hatte und wartete auf das Geschenk, das ich ihr machen wollte. Es dauerte ziemlich lange, bis sich ein Mäuschen heraustraute. Ein Griff mit den Zähnen und es war meins. Flink sprang ich durch das Fenster in die Wohnung, warf meine Beute immer wieder hoch und langte mit den Pfötchen danach, bis sie sich nicht mehr regte und vor dem Schrank liegen blieb. Durch mein Getobe war Frauchen aufgewacht.

„Ach Lucky, wie lieb von dir, dass du mir ein Geschenk machen willst.“

Miauuu, Streicheleinheiten mitten in der Nacht. Das hab ich sehr gern.  Aber Frauchen sollte das Geschenk doch eigentlich noch gar nicht sehen! Sie ging ins Bad, dann holte sie ein Stück Papier, womit sie die Maus aufsammeln wollte.

„Lucky, wo ist das Mäuschen?“ Sie suchte alles ab. Nichts!

Gestern fing sie dann an, sämtliche Möbel zu verschieben, schaute mit einer Taschenlampe unter das Sofa, unter die Schränke, zog die Bettschublade heraus, um dann unters Bett leuchten zu können. Sie kroch sogar ächzend hinunter, weil ganz hinten eine Ecke des Teppichbodens hoch stand. Ihre Angst, dass es irgendwann anfängt sehr unangenehm zu riechen war doch sehr groß. Nein, da war die Maus auch nicht. Ich lag inzwischen faul auf der Fensterbank, schaute in die Schneelandschaft. Anschließend machte ich es mir auf meiner Schlafdecke bequem und dachte nur:

„Mensch Frauchen, denk mal nach, wir haben doch Weihnachten!“

Nachdem wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft waren, das Mäuschen zu finden, gab sie das Suchen auf. Heute Vormittag, nahm Frauchen das Adventsgesteck vom Tisch, um eine neue Weihnachtsdecke aufzulegen und fing laut an zu lachen. Endlich hatte sie mein Versteck gefunden. Friedlich, im Mäusehimmel schlafend, lag dort mein Geschenk, versteckt unter Tannenzweigen.

„Mein Lucky-Kater, das ist ja fast wie Ostern: Lass das Frauchen mal suchen….“

Schlaflos (Katze Gipsy)


Gedankenfetzen fliegen vorüber, alles schwirrt durcheinander. An Schlaf ist nicht zu denken. Ich drücke den Schalter der Lampe.  Das Licht  ist zu grell. Meine Katze liebt diese Nächte. Mit einem Satz springt sie mir auf den Schoß und schnurrt genüsslich, als meine Hände über sie gleiten. Ich greife in das seidige Fell, spüre den warmen Körper, der vom wohligen Schnurren vibriert.
Schnell lösche ich das kalte Licht, um diesen Augenblick zu genießen. Nun dreht die Katze sich mit einem Ruck auf den Rücken, damit ich auch ihr kleines Bäuchlein zum Kraulen erreichen kann. Was für ein Genuss für uns beide! Langsam kehrt Ruhe ein bei mir. Das Durcheinander in meinem Kopf beginnt sich plötzlich aufzulösen. Wundersame Schwingungen scheinen Mensch und Tier zu verbinden.
Eine schwere Müdigkeit breitet sich aus. Gähnend strecke ich meine Glieder. Die Katze entwischt mit einem Miauen. Ein zufriedener Seufzer von mir,  und ich schwebe ins Traumland.

1999

Katzenwäsche (erfunden!)


Gestern war hier zu Hause die Hölle los. Einige Menschen besuchten uns. Es war entsetzlich laut. Alles lachte und erzählte durcheinander. Es wurde getrunken und geraucht. Ihhhh – mir brannten und tränten meine bernsteinfarbenen Katzenaugen. So gern wäre ich auf den Balkon geflüchtet, aber die Tür war verschlossen. Die Nachbarn sollten von dem Lärm verschont bleiben. Und ich??? Mir sträubten sich schon die Nackenhaare, als ich plötzlich DEN Einfall hatte. Schnurstracks lief ich ins Badezimmer. Glück gehabt! Die Einstiegsluke zur Waschmaschine stand offen. Schwupps, und schon war ich drinnen. Die Wäsche war ideal, um mir ein gemütliches Schlafnest zu bauen. Es müffelte zwar etwas, aber saubere Wäsche konnte ich wohl nicht verlangen?

Ab und zu kam jemand herein. Von der Wasserspülung der Toilette wurde ich dann wach. Doch schnell fiel ich wieder in wundervolle Träume. Mäuse jagen, leckeres Futter vorgesetzt bekommen, Streicheleinheiten von Frauchen erhalten.

Plötzlich drehte sich alles um mich herum, und ich mich auch. Hilfe! Mir wird schlecht! Frauchen! MIAUUUUUU!!!! Ich schluckte jede Menge Wasser. Ich miaute, wie ich es bisher noch nie tat, es war fast wie menschliches Geschrei. Was für ein Glück, Frauchen hörte mich. Entsetzt öffnete sie die Klappe der Höllenmaschine. Ein Griff, und ich war in Sicherheit. Eingehüllt in ein weiches Badehandtuch mit liebevollen, besorgten Worten verwöhnt von Frauchen, erholte ich mich von dem Schrecken. So ein Schock am frühen Morgen! Das kann einem schon die Laune verderben!

Jetzt überlege ich, wo ich mich vor den nächsten Besuchern verstecken könnte. Oh ja, vielleicht im Kühlschrank!?

Igelhochzeit



Endlich ist der lange Winterschlaf beendet. Jetzt bin ich aber hungrig! Wo ist noch die Stelle, an der es im April kurzfristig Futter gibt? Ich sprinte los, so schnell ich kann, schwups durch Hecken und Gärten – ach, da ist die Terrasse. Ja! Ich erinnere mich! Hallo, noch kein Futter da? Oh, die Tür geht auf, ich bekomme einen Tritt von einem nackten Fuß. Die Frau, die kenne ich schon vom letzten Jahr. Sie schreit auf:

„Aua, was hat mich denn da gestochen? Ach, ein Igelchen! Na, du? Bist du endlich aufgewacht? Ich habe schon immer geschaut, wann ihr zum Fressen kommt. Der Winter war so lang und hart. Einen Moment, ich bereite dir schnell eine Mahlzeit zu.“

Na, wird aber auch Zeit, mein Bäuchlein knurrt ganz laut. Es dauert nur einen Moment, dann ist sie wieder zurück. Das klappt ja prima, ganz so wie im letzten Jahr. Ich stürze mich voll ins Futter und fresse, so schnell ich kann. Dann trotte ich davon, um mir zum Nachtisch noch ein paar Käfer und Larven zu suchen. Ich höre noch, wie die Frau sagt:

„Wo ist eigentlich die hübsche Igeldame vom letzten Jahr? Habt ihr zusammen in einem Nest geschlafen und euch gewärmt? Sicher kommt sie auch bald.“
Das gibt es doch nicht, da kommt sie tatsächlich in diesem Moment angetippelt, läuft zu unserem Futterort und lässt sich die zweite zubereitete Mahlzeit schmecken. Mit diesem Igelweibchen hätte ich gern angebändelt, aber ich traue mich nicht. Oder ob ich es doch einfach mal wage? Ja! Ich will mutig sein!
„He du, bist du gut durch den Winter gekommen? Wie heißt du eigentlich?“
„Ich heiße Minni. Der Winter war schrecklich, fast einen Monat länger mussten wir schlafen. Wie heißt du denn?“
„Ich bin das Fritzchen, so hat mich die Frau getauft, als ich noch ganz klein war und fast verhungert wäre.“
„Mich hat sie auch gerettet, Fritzchen. Sie gab mir auch meinen Namen. Ist doch gut für uns, jetzt für unsere leeren Mägen ein paar Happen zu bekommen. Da es gestern geregnet hat, lassen sich die Regenwürmer gut aus dem Rasen ziehen. Hmmm, die sind lecker. Hast du Lust, mit mir zusammen essen zu gehen?“

Selbstverständlich habe ich Lust. Es wird richtig romantisch. Plötzlich haben wir den selben Wurm, jeder ein Ende von ihm, in den Mäulchen. Unsere Nasen stupsen aneinander. Schön, mir wird ganz warm. Anschließend bringe ich Minni nach Hause. Dort zeigt sie mir ihr warmes, weiches Nest unter einem dichten Gebüsch. Richtig gemütlich hat sie es sich gemacht. Hier könnten gut ein paar Igelkinder aufwachsen, so geschützt und mollig weich.

Wir gehen jede Nacht zusammen auf Nahrungssuche. Ich glaube, ich habe mich verliebt! Ob ich es Minni mal sage? Ich habe Angst, dass sie mich auslacht. Egal, es ist inzwischen Sommer, wenn wir Kinder haben wollen, wird es Zeit, damit sie bis zum Herbst groß genug sind für die lange Ruhezeit.

Abends treffen wir uns auf der Terrasse. Ich bin so aufgeregt! Minni berührt mich leicht mit ihren Stacheln. Ein Schauer läuft mir durch den Körper. Sie mag mich! Sie mag mich! Ich beginne sie zu umkreisen, das ist der Hochzeitstanz. Ganz still bleibt sie liegen und genießt es, dass ich um sie herum renne, immer und immer wieder. Ich komme völlig aus der Puste, schnaufe schon wie eine Lokomotive. Das muss aber alles so sein, ohne Werbung wird Minni mich nicht erhören, dann gibt es keine Hochzeit. Wie lange muss ich denn noch laufen?

Plötzlich öffnet sich die Tür. Die Frau kommt heraus, ihr grünes Nachthemd weht im Wind. Sie fuchtelt mit ihren Händen herum, die in gleichfarbigen Gummihandschuhen stecken. Nun greift sie mich und geht ein Stück durch den Garten. Bevor sie mich in das Gras setzt, sagt sie:
„Ihr müsst euch doch hier nicht raufen, ausgerechnet nachts auf meiner Terrasse, wenn ich schlafen will. Es ist furchtbar laut. Außerdem verletzt ihr euch womöglich.“

Ist die dumm? Weiß sie nicht, dass wir gerade heiraten wollen? Nun hat sie meine Braut Minni in den Händen und trägt diese ans andere Ende des Gartens. Was fällt der eigentlich ein? Ich bin empört. Am liebsten würde ich jetzt losrennen und ihr meine Stacheln in die Beine stechen. Aber, sie kann ja auch so freundlich sein. Schließlich bekommen wir immer Futter im Frühjahr. Im Spätherbst werden dann die Stachelkinder, wenn sie noch zu wenig Gewicht haben, um durch den Winter zu kommen, von ihr versorgt. Aber für heute ist mir jedenfalls die Lust vergangen.

In der nächsten Nacht treffe ich mich wieder mit Minni auf der Terrasse. Nach drei Stunden Hochzeitstanz heiraten wir, ganz ungestört.

Juli 2010